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WORTBILDUNG Formación de palabras (comp.) Justo Fernández López Diccionario de lingüística español y alemán
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Vgl.: |
Komposition / Derivation / Motivierung / Idiomatisierung |
Erzeugung neuer Wörter aus vorhandenen Wörtern; zu unterscheiden sind Ableitung (Derivation) und Zusammensetzung (Komposition).
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„Wortbildung
Die sprachliche Bewältigung der sich ständig verändernden Umwelt des Menschen fordert einen ununterbrochenen Ausbau des Wortschatzes. Neue Dinge und Bezeichnungen des täglichen Lebens müssen bezeichnet werden, neue Gedanken ihre sprachliche Fassung erhalten; neue Termini werden mit dem Fortschreiten der Wissenschaften nötig.
Auf diese Bezeichnungsnotwendigkeiten können die Sprecher einer Sprachgemeinschaft in unterschiedlicher Weise reagieren, und zwar
o durch Bedeutungsveränderung von in der betreffenden Sprache existierenden Wörtern.
o durch Entlehnung der Bezeichnung („Fremd- bzw. Lehnwort“) gleichzeitig mit der Übernahme der ‚Sache’ selbst aus einer bestimmten Kulturgemeinschaft.
o durch Bildung neuer Wörter auf der Grundlage des in der betreffenden Sprache bereits vorhandenen lexikalischen Materials und der dort funktionierenden Wortbildungsverfahren.
Mit dieser zuletzt genannten Möglichkeit der Wortschatzbereicherung befinden wir uns im Bereich der Wortbildung (span. formación de palabras).
Die Verfahren der Wortbildung:
Als wichtigste materielle Verfahren der Wortbildung in den romanischen Sprachen sind die Derivation (Wortableitung) und die Komposition (Wortzusammensetzung) anzuführen.
Derivation:
Die Derivation ist dadurch bestimmt, dass sich ein (freies) Basislexem mit einem oder mehreren Affixen zu einer neuen Einheit des Wortschatzes verbindet.
Affixe sind gebundene Wortbildungselemente, die sich je nach ihrer Position in bezug auf das Basislexem untergliedern in:
Affix (Oberbegriff) |
Präfix: vor dem Basislexem, z.B. im/posible |
Infix oder Interfix: im Basislexem, z.B. azuqu|ít|ar |
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Suffix: nach dem Besislexem, z.B. pur|eza |
Präfixe und Infixe verändern die Wortart (pars orationis) des Basislexems nicht, bei den Suffixen jedoch gibt es solche, die die Wortart verändern, z.B. loco > locura, und andere, die die Wortart des Basiswortes nicht verändern, z.B. naranjo > naranjal.
Spanische Wortbildung:
A. Derivation
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a) Suffixbildung
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b) Präfixbildung
Aus dem sehr umfangreichen Inventar der spanischen Präfixe können wir hier nur eine Auswahl anführen:
o Präfixe mit räumlich-zeitlicher Bedeutung:
antecámara, anteponer, anteguera
intercontinental, intervocálico
postguerra, postdiluviano
posromanticismo
o Präfixe mit quantitativer bzw. intensivierender Bedeutung:
polivalente, polisémico
multicolor, multimillonario
plurivalencia, pluriempleo
semiautomático, semioficial
supermercado, superabundancia
hipercrítico, hipersensible
o Antonymische Präfixe:
injusto, imposible, ilegal, irreal
descolonizar, decodificar
ahistórico, atípico, anepigráfico
o Ausdruck einer Opposition:
proamericano / antiamericano
o Präfixe mit qualitativer Bedeutung:
macroeconomía
microsistema
telecomando
c) Parasynthetica
Parasynthetica sind Ableitungen, die gleichzeitig mittels eines Präfixes und eines Suffixes gebildet werden.
Strukturformel: Parasynthetische Bildung = Präfix + Basislexem + Suffix.
cuaderno > encuadernar
largo > alargar
sucio > ensuciar
naranja > anaranjado
B. Komposition
Was die Produktivität und Typenvielfalt der Komposition im Spanischen im Hinblick auf die Wortart der erzeugten Komposita betrifft, so stellt man fest, dass die Substantivkomposita bei weitem überwiegen, dass die Adjektivkomposition nur sehr begrenzt existiert (sordomudo, germano-soviético) und dass Verbkomposita im heutigen Spanisch nicht gebildet werden.
Zwei im Spanischen sehr produktiven Typen von Substantivkomposita:
1) Typ: Substantiv + Substantiv
Das erste Substantiv im Kompositum stellt das bestimmte Element (Determinatum), das zweite Substantiv ds bestimmende Element (Determinans) dar: ciudad dormitorio, autoescuela, autopista, café-teatro, buque hospital, hombre-masa, salario base, hombre clave, encuentro cumbre, pueblo-piloto, esposa modelo.
2) Typ: „verbales“ Element + Substantiv
Dieser in den romanischen Sprachen sehr verbreitete und produktive Kompositionstyp (span. abrelatas, ital. apriscatole, frz. ouvre-boîtes) ist in der Forschung viel diskutiert worden und wird weiter diskutiert.
Die im Spanischen sehr zahlreich existierenden Komposita dieses Typs dienen zur Bezeichnung von Personen (guardabarrera, guardabosque, limpiabotas, rompehuelgas), Tiere (chupaflor, saltamontes, revuelvepiedras), Pflanzen (guardalobo, rompesacos), insbesondere jedoch von Geräten und Werkzeugen einfacher Art (sacacorchos, abrelatas, cortapapeles, mondadientes/limpiadientes, cuentapasos), mitunter aber auch von Artefakten anspruchsvoller Art (cambiadiscos, lanzamisiles, rompehielos, portaaviones). Das zweite Kompositionsglied fungiert meist als direktes Objekt zum verbalen Inhalt des ersten Kompositionselementes (sacamuelas: „Hombre que sacaba muelas y dientes“).
Zu verweisen ist hier auch noch auf die Wortbildung auf gelehrter, d.h. griechisch-lateinischer Basis (hidrografía, hispanófilo, herbívoro, insecticida, petrolífero).“
[Dietrich, H. / Geckeler, H.: Einführung in die spanische Sprachwissenschaft: Ein Lehr- und Arbeitsbuch. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1990, S. 88-98]
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